Pilzfotografie mit Leidenschaft. Lerne wie man im Wald Pilze auf märchenhafte Art fotografiert
Neulich hat mir ein Freund per Whatsapp ganz stolz ein paar Pilzfotos geschickt. Sorry, die waren gruselig und alles andere als schön. Er hat bei seinem letzten Spaziergang im Wald die Pilze einfach von oben mit Blitz fotografiert. Das ist für mich keine Pilzfotografie. Dieses „schaurige Erlebnis“ nehme ich mal zum Anlass für eine Anleitung mit jede Menge Tipps und Tricks mit der du definitiv bessere Pilzfotos hinbekommst als mein Kollege…
Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum ich die Pilzfotografie liebe
- 2 Welche Ausrüstung benötige ich für perfekte Pilzfotos?
- 2.1 Tipp 1: Kamera und das richtige Objektiv für die Pilzfotografie
- 2.2 Tipp 2: Wichtiges Zubehör für magische Pilzfotos
- 2.2.1 Welches Zubehör für die Pilzfotografie?
- 2.2.2 Welches Stativ für top Pilzfotos?
- 2.2.3 Hilfreich für bessere Pilzfotos: Bohnensack und Handtuch
- 2.2.4 Immer dabei: ein altes Handtuch!
- 2.2.5 Nicht verwackeln! Nutze einen Kabelfernauslöser für die Pilzfotografie
- 2.2.6 Wichtig bei der Makrofotografie: Diffusor und Durchlichtschirm
- 2.3 Tipp 3: Gut vorbereitet in die Natur zur Pilzfotografie
- 3 Wie finde ich Pilze für die Pilzfotografie
- 4 Welches sind die richtigen Kameraeinstellungen für wunderschöne Pilzfotos
- 5 Wie fotografiere ich Pilze um magische Pilzfotos zu bekommen?
- 6 Gefühlvolle Bildbearbeitung für magische Pilzfotografie
- 7 Fazit zur Pilzfotografie
- 8 Newsletter abonnieren
Warum ich die Pilzfotografie liebe
Die märchenhafte, magische Welt der Pilze beschäftigt mich seit dem ich meine erste Kamera in die Hände bekam. Herbstzeit ist Pilzzeit und es vergeht kein Herbst in dem man mich nicht im Wald auf auf dem Boden liegend bei der Pilz Fotografie findet. Gut, seit dem meine Kamera über ein Klappdisplay verfügt knie ich lieber. 😁 Pilze gehören eindeutig zu meinen Lieblingsfotomodels (nicht nur weil sie nicht weglaufen können 😅…
Ich liebe die künstlerische Seite der Pilzfotografie. Ich mag es die Pilze wunderschön freizustellen und den Wald im cremigen Bokeh verlaufen zu lassen. Manchmal verbringe ich mehr als eine Stunde an einem Motiv bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. So hat die Pilz- (und Blümchenfotografie) etwas meditatives für mich und hilft mir dabei im hier und jetzt zu sein und den Alltag zu vergessen… Über die Jahre sind so sehr viele Pilzfotos zu stande gekommen. Auf meinen Portfolio-Seiten kannst du dir ein paar meiner Lieblingsfotos anschauen…
Live Workshops Pilzfotografie & Blumenfotografie
Seit diesem Jahr biete ich auch Live Workshops zur Blumen- und Pilzfotografie an. Im schönen Deister bei Hannover zeige ich dir in der Praxis wie du zu richtig tollen Pilzfotos kommst.
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Welche Ausrüstung benötige ich für perfekte Pilzfotos?
Empfehlungen zur Kameraausrüstung für märchenhafte Pilzfotografie.
Ich habe mittlerweile mit mehreren Systemkameras, u.a. von Sony, Canon, Fuji, und Olympus, bzw. OM System meine Pilzfotos fotografiert und habe festgestellt, ich komme mit jeder Kamera zu einem guten Ergebnis. Die Kamera macht nicht das Foto sondern du als Fotograf! Natürlich ist es wegen dem größeren Sensor mit einer Vollformatkamera etwas einfacher das manchmal spärliche Licht im Wald einzusammeln als mit einer Kamera mit einem kleineren Sensor. Auch das Freistellen gelingt mit einer Vollformatkamera einfacher. Mittlerweile bin ich jedoch aus Gewichtsgründen wieder bei OM System mit dem kleinem MFT Sensor gelandet und ich bin hochzufrieden mit den Ergebnissen meiner OM System OM-1* mit dem OM System M.Zuiko Digital ED 90mm F3.5 Tele-Makro 🙂
Tipp 1: Kamera und das richtige Objektiv für die Pilzfotografie
Welche Kamera für perfekte Pilzfotos?
- Empfehlenswert ist auf jeden Fall ein schwenkbares Display damit man nicht auf dem Boden liegen muss. Zugleich ist man mit so einem Bildschirm auch für Pilzfotos im Hochformat bestens ausgerüstet.
- Perfekt wäre eine wetterfeste Kamera wie die OM System OM-1 Mark II die sogar IP53 zertifiziert ist. Tipp: Falls deine Kamera nicht wetterfest ist, leg dir einen kleinen Müllbeutel in deinen Fotorucksack. Den kannst du bei Regen ruck-zuck über Kamera und Objektiv stülpen und weiter fotografieren. Wenn du mal in einem Hotel bist, manchmal gibt es da diese Duschhauben, die sind prima da sie einen Gummizug haben 🙂
- Ansonsten bringt jede System- oder Spiegelreflexkamera der letzten Jahre alles mit was du für perfekte Pilzfotos benötigst…
Welches Objektiv für die Pilzfotografie?
- Da ich sehr gerne kleinere Pilze wie z.B. Helmlinge fotografiere benutze ich ein Makroobjektiv. Ich persönlich mag hier die Versionen mit den längeren Brennweiten. Bestens geeignet sind Makroobjektive mit Brennweiten ab 90 mm (auf Vollformat bezogen) Schau dir hierzu auch meinen Ratgeber zum Makroobjektiv an. Auch hier gibt es wetterfeste Versionen…
- Wenn du kein Makroobjektiv hast fang beispielsweise mit einem Standardzoomobjektiv oder einem Telezoom mit geringer Naheinstellgrenze an. Tipp: Mit Zwischenringen machst du dein Objektiv Makrofähig…
Tipp 2: Wichtiges Zubehör für magische Pilzfotos
Welches Zubehör für die Pilzfotografie?
Für ein perfektes Pilzfoto solltest du den ISO-Wert so gering wie möglich halten. Dadurch verlängert sich schnell die Belichtungszeit und ohne Stativ verwackeln die Fotos. (Mehr dazu in der Rubrik Kamera-Einstellungen) Darum solltest du unbedingt ein Stativ oder zumindest einen Bohnensack für die Pilzfotografie benutzen. Der Bohnensack wird jedoch nicht mehr reichen wenn sich der Pilz oder die Pilzgruppe auf einem Baumstumpf oder einem Ast befindet. Ich benutze beispielsweise gerne ein Stativ ohne Mittelsäule* welches sich dadurch perfekt für das bodennahe arbeiten eignet. Achte beim Aufstellen vom Stativ auf einen festem Stand und beim fotografieren darauf, dass du das Stativ nicht berührst. Der Waldboden ist oft sehr weich und nachgiebig…
Im Wald ist es dunkel!
Wenn es diesig oder bewölkt ist oder noch besser, leicht neblig sind das meiner Meinung nach perfekte Bedingungen für die Pilzfotografie. Bei diesem Wetter fühlen sich auch die Pilze am wohlsten und sie sprießen überall aus der Erde. Die Farben der Pilze und des Herbstwaldes kommen durch das diffuse Licht und die Feuchtigkeit im Wald perfekt zur Geltung. Auch bei Nieselregen entstehen tolle Pilzfotos.
Welches Stativ für top Pilzfotos?
- Ich empfehle ein stabiles Stativ möglichst ohne Mittelsäule* damit du tief auf den Boden kommst. Alternativ eignet sich auch ein Stativ bei dem man die die Mittelsäule umkehren kann. (wie das beliebte Rollei C5i oder das neue Rollei C5i Makro Pro mit Galgenfunktion)
Hilfreich für bessere Pilzfotos: Bohnensack und Handtuch
Einen Bohnensack* kann man sich zum Beispiel aus den Beinen einer alten Jeanshose schnell zusammennähen und mit Sand, Bohnen oder Erbsen füllen. Ich nutze ab und zu ein uraltes Kirschkernkissen.
Immer dabei: ein altes Handtuch!
Oft behelfe ich mir mit einem alten Handtuch. Das rolle ich zusammen und lege es unter das Objektiv damit ich die Kamera bodennah anwinkeln kann um unter einen Pilzschirm zu gucken.
Nicht verwackeln! Nutze einen Kabelfernauslöser für die Pilzfotografie
- Ein Kabelfernauslöser oder Funkauslöser ist sehr empfehlenswert. Alternativ eignet sich auch der Timer in der Kamera. Aber da ich oft noch die Pilze abschatte oder gegebenenfalls beleuchte nehme ich lieber einen Kabelfernauslöser. Damit bin ich flexibler. Einen einfachen Kabelfernauslöser bevorzuge ich da er keine Batterien benötigt. Den Fernauslöser von PHOLSY gibt es für alle Kameramarken*…
Wichtig bei der Makrofotografie: Diffusor und Durchlichtschirm
- Einen Diffusor und einen Durchlichtschirm habe ich bei der Makrofotografie immer dabei. Manchmal verirrt sich ein Sonnenstrahl durch das Herbstlaub direkt auf meinen Pilz. Das kann gut aussehen aber meistens führt das, besonders wenn der Pilz feucht ist schnell zu einer Überbelichtung auf der Pilzkappe. Um das zu vermeiden verwende ich gerne einen kleinen Diffusor*. Er kommt im Set mit verschiedenen Reflektoren die ich auch gerne zur indirekten Beleuchtung meiner Motive nehme. Zusätzlich ist immer ein Durchlichtschirm* dabei. Diesen kann ich zum Abschatten einfach in den Boden stecken und habe die Hände frei…
Tipp 3: Gut vorbereitet in die Natur zur Pilzfotografie
Auch im Herbst sind Zecken und Mücken noch aktiv und wollen uns die Freude an der Pilzfotografie vermiesen. Sprüh dich am besten bevor du losziehst mit einem guten Insektenspray ein. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Anti Brumm gemacht.*
- einen Snack für zwischendurch
- Festes Schuhwerk
- dem Wetter angepasste Kleidung
- Mücken- und Zeckenspray
- Wasserflasche
Wie finde ich Pilze für die Pilzfotografie
Tipp 4: Pilze suchen für tolle Pilzfotos
Pilzfotografie – Wann und wo findet man Pilze?
Nun wo du alles zusammen hast was du für die Pilzfotografie benötigst kann es los gehen. Aber wo und wann findest du Pilze zum fotografieren? Die beste Zeit zum Pilze fotografieren ist der Herbst. Vom Spätsommer bis Anfang November ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass man im Wald und auf Wiesen jede Menge Pilze findet. Aber auch im Winter und im Frühling konnte ich schone tolle Pilzfotos machen.
Pilze mögen feuchtes, mildes Wetter. Schon im Sommer, wenn es ein paar Tage geregnet hat und die Witterung feuchtwarm wird sind sie plötzlich überall. Die Pilze schießen dann regelrecht aus dem Waldboden. Besonders in feuchten Waldgebieten und in der Nähe von Bachläufen. Man sagt auch „Wärme von oben und Feuchte von unten“ sind perfekte Bedingungen für gutes Pilzwachstum. Achte auch auf ältere Bäume und Baumstümpfe und durchsuch das Unterholz.
Wenn du auf Anhieb keine Pilze siehst, geh mal in die Knie und halt mal aus dieser Perspektive Ausschau. Oftmals verbergen sich die Pilze unter dem Herbstlaub. Durch ein vorsichtiges Wegwischen der Blätter kommen meistens so einige Pilze zum Vorschein. Was ich auch bemerkt habe, sobald ich die ersten Pilze entdeckt habe, sehe ich sie auf einmal überall. Genau so ging das auch meinen Kursteilnehmern bei meinen letzten Pilzfotografie Workshop. 🙂
Wie bestimme ich einen Pilz für mein Pilzfoto
Ich möchte in meiner Bildverwaltung immer die Namen meiner Motive als Stichwort haben. Wenn ich ein Pilzfoto von einen Hallimasch suche möchte ich das in Adobe Lightroom suchen und finden. Zur Pilzbestimmung nutze ich die App Obsidentify auf meinem Smartphone. Ich bin begeistert von der App und nutze sie auch zur Bestimmung von Insekten und Pflanzen.
Zudem habe ich mir ein gutes Pilzbuch angeschafft* um noch mehr von meinen Lieblingsmotiven zu erfahren…
Welches sind die richtigen Kameraeinstellungen für wunderschöne Pilzfotos
Diese Kameraeinstellungen nutze ich für die Pilzfotografie
Um aus deinem Pilzfoto alles herauszuholen gebe ich dir hier ein paar Tipps zu den Kameraeinstellungen damit du das bestmögliche Ergebnis erzielen kannst. Zusätzlich lohnt es sich beispielsweise die dunklen Bereiche unter den Pilzköpfen wie oben beschrieben aufzuhellen und die hellen Bereich vor dem Ausbrennen zu schützen indem du sie abschattest. So kannst du in der Nachbearbeitung auf alle Bildinformationen zugreifen und wunderschöne Pilzfotos zaubern. Apropos Nachbearbeitung…
Tipp 5: Hole alles aus deinem Pilzfoto raus. Nutze das RAW Format!
Warum sollte ich bei der Pilzfotografie im RAW Format fotografieren?
- um in der Nachbearbeitung aus deinem Pilzfoto alles rausholen zu können
- RAW Aufnahmen sind detailreicher
- mehr Bildinformationen in dunklen und hellen Bereichen
- Es stehen alle Bilddaten zur Verfügung die der Kamerasensor aufgenommen hat
Was sind die Vorteile von RAW Aufnahmen?
Gerade in der Naturfotografie bewegt man sich oft am Limit was das Kontrastverhältnis angeht. Bei der Pilzfotografie hat man es einerseits mit den tief dunklen Stellen im Wald zu tun, auf der anderen Seite fordern die Sonnenstrahlen die durch die Blätter fallen den Dynamikumfang der Kamera heraus. Die Vorteile vom Rohdatenformat (RAW) sind in diesem Fall unbestreitbar. Dadurch das alle Bildaten zur Verfügung stehen, die der Kamerasensor aufgenommen hat ist man viel flexibler in der Nachbearbeitung und man kann alles aus dem Foto herausholen.
Was sind die die Nachteile von RAW Aufnahmen?
RAW Fotos sind größer als JPEG-Aufnahmen. Sie verbrauchen auf der Speicherkarte und auf deinem Computer mehr Platz als JPEG’s. Zudem müssen RAW-Fotos nachbearbeitet werden. Wenn sie aus der Kamera kommen wirken sie meistens flau und kontrastarm und müssen zum Beispiel auch nachgeschärft werden…
Was sind die Vorteile von JPEG Aufnahmen?
Die JPEG Dateien sind kleiner und platzsparender. Zudem sind es im Prinzip von der Kamera fertig entwickelte Fotos. Wenn man jedoch bei der Aufnahme sehr auf die richtige Belichtung achtet, den für sich besten Weißabgleich vor dem Auslösen wählt und den Bildausschnitt korrekt wählt, kann man zu zufrieden stellenden Aufnahmen kommen. In geringerem Umfang kann man auch eine JPEG Aufnahme noch nachbearbeiten.
Was sind die Nachteile von JPEG Aufnahmen?
Der größte Nachteil ist der, dass die Kamera die Bildbearbeitung übernimmt. Weißabgleich und alle anderen Parameter sind vorgegeben und können nur im geringem Umfang nachbearbeitet werden. Verlorene Details durch Überbelichtung, (die auf feuchten Pilzhüten schnell entstehen können) können in einer JPEG Aufnahme nicht wieder hergestellt werden. Bearbeitet man ein JPEG bekommt man oftmals Artefakte auf dem Foto die das Bild zerstören können…
Tipp 6: Beherrsche deine Kamera nicht nur bei der Pilzfotografie
Warum solltest du nicht nur bei der Pilzfotografie den Automatikmodus deiner Kamera meiden?
Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen ist es unvermeidlich den Automatikmodus zu verlassen und die Regie selber zu übernehmen. Auf meinen Live Fotografie Workshops habe ich bemerkt, dass einige Teilnehmer noch nie die Automatik Einstellungen ihrer Kamera verlassen haben. Nachdem ich Ihnen gezeigt habe wie man den manuellen Modus (M) nutzt und Ihnen in Kurzform die Grundlagen der Fotografie erklärt habe, waren sie verblüfft wie einfach das geht.
Welche Kameraeinstellungen für tolle Pilzfotos?
Einen (halb-) automatischen Modus nutze ich jedoch auch sehr gerne und das ist die Blendenvorwahl, bzw. Zeitautomatik. Je nach Kamerahersteller ist die Abkürzung dafür AV oder A. In diesem Modus stellt man die Blende ein und die notwendige Belichtungszeit wird von der Kamera automatisch ermittelt und eingestellt. Bei der Pilzfotografie gehe ich damit wie folgt vor:
Blende
- den Modus per Modus- Wahlrad oder Menü auf AV, bzw. A stellen
- die Blende wähle ich je nach dem wie weit ich vom Motiv entfernt bin, welche Freistellung vom Pilz ich erreichen möchte und wie „cremig“ mein Bokeh werden soll, auf einen Wert zwischen Offenblende und maximal F 6.3 ein. Ist der Hintergrund weit entfernt, kann man die Blende auch weiter schließen. Das muss man ausprobieren wie man zu den besten Ergebnissen kommt. Hier gilt, umso offener die Blende, desto kleiner ist der scharfe Bereich im Foto und desto mehr verschwimmt Vorder- und Hintergrund im Bokeh. Hilfreich ist in diesem Fall die Funktion „Blendenvorschau“ deiner Kamera. Da ich diese öfter nutze habe ich sie mir auf einen Knopf meiner Kamera gelegt. Meinen Kursteilnehmern lasse ich eine Blendenreihe (mehrere Fotos mit Unterschiedlichen Blendenwerten) machen um die Unterschiede direkt zu sehen.
ISO
- Die ISO stelle ich fest auf den niedrigsten nativen Wert. Bei den meisten Kameras wäre das ISO 100, bei meiner OM-1 von OM SYSTEM ist das ISO 200.
- Wenn ich für die Kamera auf dem Waldboden keinen richtigen Halt finde, beispielsweise wenn ich an einem Hang fotografiere, gehe ich mit der ISO auch höher damit Belichtungszeit kürzer wird und ich nicht verwackle.
Belichtungszeit
- Die Belichtungszeit wird im AV Modus von der Kamera festgelegt. Im dunklen Wald kann diese auch mal eine Sekunde oder länger werden. Deswegen hier auch nochmal der Hinweis, nutze ein Stativ, einen Bohnensack oder fixiere die Kamera stabil auf dem Boden und löse mit einem Fernauslöser aus.
Belichtungskorrektur
- Meinem Bildstil entsprechend (ich mag gerne lichtdurchflutete Pilz- und Blümchenfotos) stelle ich die Belichtungskorrektur (EV) meistens auf +0,7 um das Bild heller zu machen. Meine OM System OM-1 kann sehr gut mit den hellen Bereichen umgehen und man kann in der Nachbearbeitung einiges heraus holen. Dabei habe ich aber immer ein Auge aufs Histogram. Wenn die Tonwerte zu sehr an das rechte Ende laufen oder gar angeschnitten werden, korrigiere ich mit dem EV Rädchen wieder etwas zurück.
Wie fotografiere ich Pilze um magische Pilzfotos zu bekommen?
Wie macht man gute Pilzfotos?
Nachdem du nun weißt welche Ausrüstung du benötigst und mit welchen Kameraeinstellungen du zu guten Ergebnissen kommst, geht es nun darum ein wunderschönes Pilzfoto zu fotografieren.
Tipp 7: Komponiere dein Pilzfoto
Nicht einfach drauf los fotografieren…
- … und nicht von oben fotografieren sondern nutze die Froschperspektive. Geh also auf „Augenhöhe“mit deinem Motiv.
- Such dir die schönste Seite vom Pilz aus aber achte dabei auf den Wald im Hintergrund. Dieser sollte möglichst frei sein.
- Räume die Umgebung um deinen Pilz auf. Achte darauf, dass keine Äste oder oder andere störende Elemente in dein Bild hereinragen. Grashalme, Blattstile und dünnere Äste schneide ich mit einer Schere ab.
- Schau mit der Kamera unter den Pilzhut und zeige was man nicht sofort sieht, beispielsweise die Lamellen oder einen Ring um den Fuß. Das geht am besten mit einem bodennahen Stativ* oder indem du die Kamera direkt auf den Boden legst und mit einem Handtuch oder ein paar Stöckchen ausrichtest. Oft behelfe ich mir auch indem ich mir für die Kamera eine kleine Kuhle zwischen den Blättern freilege und so noch ein wenig tiefer komme.
- Nutze auch das Hochformat. Ich mache meistens beides: Hochformat und Querformat und entscheide zu hause bei der Nachbearbeitung welches Foto mir besser gefällt.
- Geh weiter weg vom Pilz damit er nicht zu dicht an den Bildrand ragt. Ich nehme gerne die Umgebung mit auf und gestalte damit das Foto.
- Setze den Pilz nicht einfach in die Mitte des Bildes sondern komponiere dein Foto so lange bis es dir gefällt. Hilfreich kann dabei die Anzeige der „Gitternetzlinien“ auf deinem Kamerabildschirm sein um die Drittelregel anzuwenden oder den „goldenen Schnitt“ zu treffen.
Tipp 8: Fokussiere den Pilz sorgfältig
Nutze die Schärfentiefe aus…
- Verwende eine Blende so offen wie möglich um den Pilz schön freizustellen aber achte darauf, dass genug vom Pilz scharf abgebildet wird.
- Stell dazu auf den vorderste Stelle vom Pilzkopf scharf.
- Verwende die Blendenvorschau deiner Kamera um den scharfen Bereich möglichst genau festzulegen.
Tipp 8: Achte bei der Pilzfotografie auf das Licht
Pilzfotografie mit natürlichem Licht
Bei meiner Art der Pilzfotografie nutze ich vorwiegend das natürliche Licht im Wald. Ich gehe dabei so vor, bei der Suche nach der „Schokoladenseite“ des Pilzes und dem geeignetsten Hintergrund schaue ich bereits aus verschiedenen Perspektiven durch die Kamera. Dabei sehe ich meistens von wo das schönste Licht kommt. Oft ist es wie hier hinter dem Pilz ein helleres Blatt oder durch die Sonne angeleuchtetes Laub welche meine Pilzfotos „verzaubern“.
Wie bekomme ich Bokeh Kreise und Bubbles bei der Pilzfotografie?
Wenn du wie wie eben beschrieben vorgehst und beim Kamera bewegen auf den Hintergrund achtest, siehst du auch bereits wie die Bokeh Kreise entstehen. Diese werden durch Licht erzeugt welches durch die Blätter eines Baumes oder Busches fällt. Umso offener die Blende, desto runder und größer werden die Bubbles.
Wie mache ich Pilzfotos mit leuchtenden Lamellen?
Auf dem Foto mit den Bokeh Kreisen leuchten die Lamellen geradezu. Du brauchst dafür keine künstliche Lichtquelle. Das Leuchten entsteht genau wie die Bubbles durch das natürliche Licht des Waldes. Dazu muss der der Pilzhut nur lichtdurchlässig sein und genug Licht abbekommen. Ist er das nicht kannst du mit einem Reflektor das Licht auf die Unterseite des Pilzes leiten. Die Reflektoren gibt es in weiß, silber, gold * und manchmal auch in gold/silber gestreift. Experimentiere solange bis dir das Ergebnis gefällt.
Pilzfotografie im Wald – fotografieren mit künstlichem Licht
Spannende Licheffekte mit der Taschenlampe erzeugen*
Manchmal ist es im Wald sehr dunkel und es gibt kaum interessantes, natürliches Licht. Dann nehme ich meine Taschenlampe zur Hilfe um interessante Lichteffekte zu setzen. Dabei vermeide ich es den Pilz direkt anzustrahlen. Das führt meistens zu Überbelichtung und sieht nicht gut aus. Ab und zu benutze ich zwei Taschenlampen, eine mit der ich dem Pilz ein interessantes Streiflicht verpasse und die Zweite um Akzente im Hintergrund zu setzen. Meistens kann ich die Taschenlampen auf dem Waldboden platzieren, falls das nicht geht oder sich schwierig gestaltet nutze ich ein Ministativ* mit einem Halter für die Taschenlampe*. Achte bei der Anschaffung einer Taschenlampe für fotografische Zwecke auf einen hohen Farbwiedergabe Index, den CRI Wert. Dieser sollte mindestens 90 CRI betragen. Optimal wären 100 CRI. Umso höher der Wert ist, desto besser wird das Sonnenlicht simuliert…
Lichtakzente mit der Flächenleuchte setzen*
Mit einer Videoleuchte kannst du spannende Licht- und Schatteneffekte in dein Foto hereinbringen. Bei einigen Lampen kann man auch mit verschiedenen Farben experimentieren. Achte auch hier bei der Anschaffung auf einen hohen CRI Wert.
Pilzfotografie mit Magic Glow Effekt – Bring die Pilzköpfe myhstisch zum Leuchten*
Einen besonderen Effekt erreichst du mit Mini LED Lämpchen. Die versteckst du unter dem Pilz im Laub damit sie nicht sichtbar sind. Lass sie durch das Laub durchleuchten. So erhältst du ein schönes diffuses, farbiges Licht.
Einen besonderen Effekt erreichst du mit Mini LED Lämpchen. Die versteckst du unter dem Pilz im Laub damit sie nicht sichtbar sind. Lass sie durch das Laub durchleuchten. So erhältst du ein schönes diffuses, farbiges Licht. Die abgebildeten Lämpchen habe ich mal ausprobiert* und man kann damit märchenhafte Pilzfotos mit dem MAGIC GLOW Effekt zaubern. Sie gibt es auch in bunt 🙂
Den spektakulärsten Effekt erhältst du indem du den Pilz auf die beschriebene Art beleuchtest und den Hintergrund so dunkel wie möglich belichtest.
Pilzfotografie mit Blitz?
Ich persönlich finde, für die Pilzfotografie im Wald ist ein Blitz nicht unbedingt notwendig. Im Gegenteil, das Licht vom Blitz zerstört meiner Meinung nach oft die magische Stimmung im Wald. In besonderen Fällen setzte ich aber bewusst einen Blitz ein um beispielsweise Regentropfen einzufrieren. Dabei mache ich das mit einem entfesselten Blitz. Das heisst, du benötigst dafür zusätzlich zu deinem Blitz einen passernden Wireless Flash Trigger* den du auf den Blitzschuh deiner Kamera setzt. Das hat den Vorteil, dass du den Blitz frei positionieren kannst.
Tipp 9: watteweiches Bokeh um den Pilz herum zaubern
Wie bekomme ich Unschärfe ins Bild?
Ich liebe es in meinen Pilzfotos die Pilze im Bokeh „einzupacken“. Ich gehe dazu so vor:
- wie oben bereits angesprochen räume ich das Umfeld um mein Motiv auf. Ich achte dabei auf Stöckchen und andere störende Element vor, neben und hinter dem Motiv und entferne sie.
- Ich baue die Kamera auf und komponiere das Foto.
- Wenn ich durch die Kamera schaue, sehe ich meistens noch weitere Stöckchen oder Blattstile die ich entferne
- Nun nehme ich mir Blätter und lege sie mir zwischen Kamera und Motiv, so dass der Pilz noch sichtbar bleibt aber das Umfeld in Unschärfe verläuft. Dabei sehe ich ich immer wieder durch die Kamera um das Bild zu kontrollieren und weiter zu verbessern.
- Auf diese Art verstecke ich auch störende Elemente die ich nicht entfernen kann.
- Ein toller Effekt entsteht auch wenn du durch Farn oder andere Pflanzen „hindurch fotografierst“. Dabei kannst du wundervoll einen Rahmen für dein Motiv kreieren.
Tipp 10: mach dein Pilzfoto besonders
Wie mache ich außergewöhnliche Pilzfotos?
Ich experimentiere gerne bei der Bildgestaltung. Dabei habe ich schon so einiges ausprobiert.
Den Pilz im Regen stehen lassen
- In meinem Rucksack habe ich immer eine kleine Sprühflasche mit Wasser dabei. Achte bei der Anschaffung darauf, dass sie einen sehr feinen Sprühnebel produziert. Mit ihr lassen sich wundervolle Fotos zaubern.
- Pilze im Regen: die Pilze von oben mit Wasser besprühen, die Szene beleuchten für eine kurze Belichtungszeit oder in diesem Fall am besten den Sprühnebel kurz anblitzen um die Regentropfen einzufrieren.
- Wassertropfen an Pilzen und dem Moos: Pilze und Umfeld solange besprühen bis sich Tropfen an Ihnen bilden.
- Bei einigen Pilzen lösen sich beim Besprühen die Pilzsporen die durch anblitzen ebenfalls sichtbar machen kannst
- Suche dir einen reifen Bovist der bereits geöffnet ist. Klopfe mit einem Stöckchen leicht gegen den Pilz und löse sofort aus. Du siehst dann auf dem Foto wie die Spporen aus dem Pilz strömen…
Detailaufnahmen
Einige Pilze haben interessante Details wie zum Beispiel wunderschöne Lamellen
- Gehe näher ran und such dir einen schönen Bildausschnitt. Vernachlässige dabei nicht die Bildkomposition (z.B. Drittelregel, goldener Schnitt)
- Nutze dazu eventuell Zwischenringe um eine höhere Vergrößerung zu bekommen.
- Es gibt spezielle Vergrößerungsobjektive, wie beispielsweisse das LAOWA 25mm f/2.8 2.5-5x ultra macro* mit einer bis zu 5-fachen Vergrößerung mit denen du besonders dicht rankommst. Sie dir dazu auch meinen Ratgeber zum Makroobjektiv an.
Umgebung mit einbeziehen
Umgekehrt zu den Detailaufnahmen kann man auch bewusst mehr von der Umgebung zeigen.
- Probiere mal dein Weitwinkelobjektiv oder dein Superweitwinkelobjektiv aus und gehe so dicht wie wie es dein Objektiv zulässt an den Pilz heran. Der Pilz wird riesengroß im Bild und die Umgebung wird mit abgebildet.
- Es gibt ein spezielles Superweitwinkel-Makroobjektive, das LAOWA 15 mm f/4 1:1 Makro-Objektiv* mit dem ich auch schon experimentiert habe. Es macht einen riesengroßen Spaß auf diese Art zu experimentieren und mal ganz andere Bilder zu erschaffen…
Tilt-Shift und Altglas für besondere Pilzfotos
- Mit einem Tilt-Shift Objekt lassen sich ebenfalls tolle Effekte erzielen. Durch das Verschieben und Verschwenken der Achse lässt sich die Schärfenebene ganz genau dahin lege wo du sie hinhaben möchtest. Mittlerweile gibt es diese Spezial Objektive von diversen Herstellern*.
Ich nutze gerne Altglas für besonderes Bokeh. Mit Altglas sind alte Objektive von analogen Kameras gemeint die man mittels Adapter an moderne Kameras adaptieren kann*. Die alten Objektive kaufe ich beispielsweise auf dem Flohmarkt oder bei eBay*. Fotos die du mit einem Altglas wie z.B. dem beliebten Trioplan 100 2.8* machst, haben einen einzigartigen Charakter. Das Trioplan erzeugt beispielsweise ganz spezielle Bokeh Ringe.
Nutze Focus Stacking für mehr Schärfe in der Pilzfotografie
Der Schärfebereich in der Makrofotografie ist meistens sehr gering. Ich habe es mir angewöhnt immer mehrere Schärfebenen meines Motivs aufzunehmen. Oft reicht mir eine Aufnahme. Aber wenn nicht, kann ich mir zuhause einen Focus Stack zusammen setzen und erhalte so einen scharfen Pilz und einen butterweichen Hintergrund. Wenn du mehr über das Focus Stacking erfahren möchtes und wie ich dabei vorgehe schaue doch mal meinem Focus Stacking Ratgeber…
Gefühlvolle Bildbearbeitung für magische Pilzfotografie
In der Nachbearbeitung bekommen deine Pilzfotos den letzten Schliff.
Um die Vorzüge von RAW Fotos (siehe oben) voll auszunutzen solltest du dein Bildbearbeitungsprogramm beherrschen aber es bei der Bearbeitung nicht übertreiben. Meine Erfahrung hat mir gezeigt das man (mich nicht ausgenommen) doch zu gerne an den Reglern spielt. Was mir dabei hilft mich zu zügeln, ich schaue mir meine besten Pilzfotos aus dem letzten Herbst nochmal an und danach meine aktuelle Bearbeitung. Hier gilt wirklich, weniger ist mehr! Wenn du noch keine Pilze fotografiert hast, schaue dir meine an 😉 Auch eine gute Idee ist es, die Bilder nicht sofort nach der Bearbeitung irgendwo zu posten sondern zumindest einen Tag abzuwarten…
Tipp 11: Lerne dein Bildbearbeitungsprogramm zu bedienen um tolle Pilzfotos zu entwickeln!
Bildbearbeitungsprogramme
… gibt es jede Menge. Ich verwalte und bearbeite meine Fotos in Adobe Lightroom*. Eine Übersicht über verschiedene Bildbearbeitungsprogramme habe ich dir hier zusammengestellt…
Bildbearbeitung und Verwaltung lernen und verstehen
Egal welches Programm du benutzt, so richtig Spaß macht die Bildbearbeitung erst wenn du sie beherrscht. Ein paar Tipps & Tricks zu Lightroom, Photoshop und Affinity Photo findest du bereits auf meinem Blog. Falls du gerade mit der Fotografie anfängst und dir die Bildbearbeitung noch komplett neu ist und du dich fragst wie du am besten deine zahlreichen Fotos verwaltest, kann ich dir Adobe Lightroom* sehr empfehlen und dir hierfür gleich einen wunderbaren Lightroom Videokurs empfehlen*. Der Kurs ist für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet und wird ständig aktualisiert, so dass er auch immer die neueste Version von Adobe Lightroom unterstützt…
Tipp 12: Fotografiere dein Pilzfoto so das du möglichst wenig nachbearbeiten musst.
Da ich lieber draußen in der Natur bin und fotografiere als stundenlang vor dem PC zu sitzen, versuche ich immer so zu fotografieren, dass ich möglichst wenig nachbearbeiten muss. Das passiert bei mir schon automatisch indem ich wie oben beschrieben mit dem Stativ arbeite und mir viel Zeit für den Bildaufbau lasse und dabei störende Elemente vor Ort entferne und nicht erst in der Bildbearbeitung den Stempel ansetze.
Fazit zur Pilzfotografie
Nun hoffe ich, dass ich dich mit meiner Art der Pilzfotografie motivieren konnte und du dich gleich auf die Suche nach Pilzen begibst. Nach der Lektüre dieses Artikel machst du bestimmt bessere Pilzfotos als mein lieber Kollege und kommst mit tollen, märchenhaften Aufnahmen nach hause. Wenn du mal live mit mir Pilze oder Blümchen fotografieren gehen möchtest, besuch mich doch auf einen meiner Workshop im Deister bei Hannover.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Fotografieren in der Natur 🙂
Hast du noch einen weiteren Tipp auf Lager wie man ein besonderes Pilzfoto erstellt welches sich von der Masse abhebt? Poste ihn doch bitte in den Kommentaren 🙂
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